06.11.2016 Dritter Spieltag: 1,0:7,0 bei Hofheim 3

Das Match der Ersten bei Hofheim 3 wird in besonderer Erinnerung bleiben. In Raunheim wird man noch in vielen Jahren davon erzählen, in Hofheim wahrscheinlich auch.

Aber der Reihe nach. Kasra und Martin konnten leider nicht spielen, mit Thorsten und Elias hatten wir mehr als guten Ersatz gefunden.

Es fing alles ganz normal an. Ich machte nach 60 Minuten meine erste, nach 90 Minuten meine zweite Runde und warf einen Blick auf die anderen Bretter. Soweit ich das in der Kürze der Zeit des Vorbeilaufens beurteilen konnte, hatten alle Bretter materialseitig Gleichstand, irgendwelche klaren Vorteile für Weiß oder Schwarz waren nicht zu erkennen.

Dann begann das Unfassbare, das Unglaubliche. Hier eine mögliche – nicht ganz ernst gemeinte – Erklärung, für den folgenden „Total-Blackout“: Es waren plötzlich für ca. 15 Minuten leichte, trommelartige Geräusche von draußen zu hören. Dieses Trommeln beschäftigte die Raunheimer Gehirnwindungen, so dass wohl weniger Synapsen für Schachanalysen zur Verfügung standen. Erschwerend kam hinzu, dass wegen des Lärms jemand auf die Idee kam, die Fenster zu schließen. Den Raunheimer Denkzentralen wurde jetzt also auch noch die Sauerstoffzufuhr gedrosselt. Mit zu vielen Trommelgeräuschen und zu wenig Sauerstoff gelang es innerhalb kürzester Zeit an 6 Brettern mehr oder weniger einzügig Figuren einzustellen.

Es handelte sich im Detail um zwei Damen, zwei Türme, einen Läufer und einen Springer. Eine „phantastische“ Bilanz und Raunheim 1 lag plötzlich 0:6 zurück, obwohl an allen Brettern wahrscheinlich zumindest ein Remis möglich gewesen wäre.

Hier das Protokoll von Andreas selbst für seinen Turmverlust an Brett 1: Er hatte in einer holländischen Partie (1.d4 f5) mit 2. f4 keine Standardvariante gewählt. Nach offenem Spiel und mehreren strategischen Abtauschzügen des Gegners Michael Lehnert (DWZ 1873) blieben neben jeweils 2 Türmen auf Seiten von Andreas zwei Mehrbauern und eine Gewinnstellung (Kommodo plus 1,57). Statt jedoch vereinfacht auf langsamen Gewinn zu spielen, versuchte er einen dritten Bauern auf Risiko von Gegenspiel des Gegners zu gewinnen und übersah prompt in einer einfachen Kombination einen Turmgewinn des Gegners, was zur sofortigen Aufgabe und zum Trostangebot des Gegners "Willst du ein Cola?" führte.

Und hier die Beschreibung eines Läuferverlusts: Matthias (Zwack) erkämpfte sich an Brett 5 gegen Sulejman Muhic (DWZ 1846) in einer klassischen sizilianischen Partie einen sehr schönen Stellungsvorteil (Dame und Läufer vs. Dame und Springer bei jeweils 5 Bauern) und spekulierte langfristig auf einen Bauerngewinn am Damenflügel. Aber Matthias unterlief ein "klassischer Fehler", indem er visualisiert einige Züge im Voraus berechnete und dann dabei die visualisierte mit der realen Stellung verwechselte und nach einem schwungvollen Schach seines starken Läufers diesen einzügig einbüßte. Die gegnerische Dame stand leider nicht da, wo sie "im Kopf" stehen sollte und schlug gnadenlos zu.

An den Brettern 4 und 7 standen Gerd und Thorsten (laut Fritz +3,48) auf Gewinn, als die beiden Raunheimer Damen auf dem Brett parallel glaubten, eine gegnerische Figur fesseln zu können. Diese zogen aber "unverschämter Weise" mit Abzugsschach auf und davon und die ungedeckten Raunheimer Damen waren anschließend vom Brett „verschwunden“.

Matthias (Hanak) an Brett 2 „begründete“ seinen Turmverlust also Folge einer "verweigerten Annahme eines normalen Figurentauschs".

An Brett 6 kam ich mit Schwarz gut aus der Eröffnung heraus und erzielte schnell Ausgleich. Ich hatte sogar ein wenig Angriffschancen auf den König, die mein Gegner aber locker abwehrte. Es resultierte in ein nicht ganz einfaches, aber verlorenes Endspiel für mich. Gerade als ich mich mit viel Glück und weniger Geschick ins Remis zu retten schien, fraß ich einen „vergifteten Bauern“. Immerhin bekam ich für meinen dabei verlorenen gegangenen Springer zwei Freibauern, die aber sein Springer aufhalten konnte. Ein Bauerndurchbruch am Damenflügel beendete die Partie.

Heinz Gerhard an Brett 3 war der einzige an diesem denkwürdigen Tag, der „normal“ verlor. Er kam im Mittelspiel in eine sehr umkämpfte, komplizierte Position, die Chancen, aber auch Risiken für beide Seiten hatte. Letztlich spielte sein routinierter Gegner Matthias Schnabel (DWZ 1859) die Stellung sehr geschickt und eine Gewinnkombination führte zum Verlust der Partie.

Elias an Brett 8 war es überlassen zu zeigen, wie man trotz Sauerstoffmangels und schlechterer Stellung gewinnen kann. So stand es am Ende „nur“ 1,0 : 7,0.

Ohne die Hofheimer Leistung schmälern zu wollen, war für Raunheim 1 an diesem Spieltag sicherlich einiges mehr drin, was aber durch rekordverdächtige sechs Figureneinsteller „verhindert“ wurde.

Roland Schmidt